Kühl bleiben…

Die 1950er und 60er Jahre waren auch eine Zeit des kultivierten Drink-Trinkens. Da eine Grundvoraussetzung für einen guten Drink nicht selten dessen Temperiertheit im unteren Celsius-Bereich ist, wurden entsprechend viele Eiskübel benötigt. Die damals aktuellen Modelle bilden ganz klar die Materialvorlieben der damaligen Zeit ab: Sie waren aus Edelhölzern, Glas, Edelstahl, und ab den frühen 1970ern auch aus Kork.

Jens Harald Quistgaard (1919-2008) schuf ca. 1955 für Dansk Designs einen Eiskübel und einen formgleichen, jedoch größeren Weinkühler (allerdings passt auch in den kleinen Eiskübel eine Bouteille hinein). Als Material wählte er Teakholz, das ähnlich wie bei einem Holzfass in Dauben gearbeitet und stabverleimt wurde. Diese Fertigungsmethode war sparsamer im Materialverbrauch als ein aus einem massiven Stück Teak gearbeiteter Eimer.

Das Plastik-Inlet war schwarz, weiß, oder wie hier flammend orange:

Der Griff wurden mit Holzstiften fixiert. Obwohl sich Quistgaard in der Gestaltung des oberen Griffbügels von den typischen hochgezogenen Steven der Wikingerboote inspirieren ließ, nannte er die Teakeimer Congo:

Quistgaard hatte für Dansk Designs noch etliche andere Eiseimer und Flaschenkühler entworfen, ein paar davon sind in dieser Werbeanzeige abgebildet:

Von der dänischen Firma Digsmed ist dieser schwere Eimer aus stabverleimtem Holz. Der gusseiserne Deckelgriff passt gut zu seiner Wuchtigkeit. Das Inlet ist aus schwarzem Kunststoff:

Ebenfalls aus Dänemark stammt dieser kleine Eiskübel mit Bambushenkel. Das Pressglas hat ein netzartiges Reliefmuster:

Dieser Eimer unbekannter Herkunft ist aus Teak-Sperrfurnierholz gefertigt. Er hat ein Alu-Inlet, am Deckel sowie seitlich sind Griffringe angebracht:

In die Glasmasse dieses kleinen Glaseimers wurden vermutlich Metalloxide gemischt. Am Boden ist der Eimer mit dem Namen der Glashütte und des Designers signiert: „Lindshammar Sweden, Gunnar Ander“. Gunnar Anders (1908-1976) Bestreben war ja, den Glasobjekten eine lebhafte Farbigkeit zu verleihen. In diesem Fall ist ihm das auf besonders subtile Weise gelungen, denn der auf den ersten Blick hellgraue Eimer streut das Licht je nach Lichteinfall schön irisierend in allen Regenbogenfarben.

Gunnar Ander war auch für das schwedische metallverarbeitende Unternehmen Ystad Metall tätig. Neben Schalen, Gießkannen, Kerzenhaltern in Kupfer oder Messing entwarf er auch Eiskübel wie diesen hier. Er ist aus Kupfer mit herausnehmbarem Glas-Inlet und mit Bambus umwickeltem Messingbügel. Auch die Eiszange ist von Ystad Metall:

Signe Persson-Melin (*1925; S) konnte als Mitbegründerin im Jahre 1971 von Anbeginn das Design des schwedischen Unternehmens BodaNova prägen. Sie bevorzugte natürliche Materialien und großzügige Formen. Als eine der ersten Designerinnen begann sie, Kork für ihre Glas-, Porzellan- und Keramikserien einzusetzen. Dabei verwendete sie Kork nicht als schmückendes Detail, sondern ob seiner besonderen Eigenschaften als sinnvolles und für den Entwurf notwendiges Material. Kork wirkt wärmeisolierend, deshalb kam er in einer von Persson-Melins Besteckserien als Griffmaterial zum Einsatz. Auch Töpfe, Tee- und Kaffeekannen wurden mit Korkgriffen versehen. Und weil Isolierung auch in die andere, kältere Richtung wirkt, entwarf sie einen Eiskübel ganz aus diesem haptisch so besonders griffigen Material:

Der ganz aus Kork gefertigte Deckel funktioniert hier wie der klassische Korkstoppel – man drückt ihn einfach in die Öffnung. Für das leichtere Öffnen ist er mit einem Eisenring versehen, der wie auch der Griffbügel verchromt ist:

 

P.S.: Im Selbstversuch wurden alle Kübel mit Deckel auf ihre Kühlfähigkeit getestet: Je nach Füllmenge bleibt das Eis mindestens zwei Stunden lang Eis. Die nächste Hitzewelle kann kommen…


No Comments


Trackbacks

  1. Spirit in the bottle | designqvist
  2. S(ch)naps* - designqvist | designqvist